Christoph Sanders, Thalheim
Ein klarer, frischer Montagmorgen. Der Sohn mit Diskus und Speer zur Abiprüfung Er ist sehr nervös und bekommt das Porridge kaum herunter, ich hingegen könnte ohne gar nicht erst in den Tag. So verschieden sind wir. Weiterhin im Schädlingsbekämpfungseinsatz: Der Rückschnitt und die intensive Wässerung der Hecke haben alles übersichtlicher gemacht. Mein Jagdauge ist allmählich trainiert – in der aufgehenden Sonne verraten sich die Tiere durch glitzernde Härchen. Farblich sind sie dem Buchsblattwerk perfekt angepasst – wenn sie sich nicht regen würden, wären sie kaum auszumachen. Die Hauptnester liegen offenbar an den Extremitäten der kleinen, halbrunden Hecke. Mit dem Sprühkopf kann ich chirurgisch genau vorgehen, was auch nötig ist. Das Wachs macht dann seine Arbeit und trocknet an der Luft aus. Das Kriechöl ist nur partiell tauglich.

Mit dem roten Rad Aufbruch zu den notwendigen Besorgungen. Die losen Äpfel aus dem Alten Land die zweitbilligste Wahl heute: 2,49 pro kg. Doch gegen 1,99/kg aus Chile kommt niemand an. 3,49 für die Bioäpfel. Die sind riesig. Dann teilt man sich zu dritt einen Apfel – gehts noch?! Klar, geht. Verzicht beim Parmesan (Grana Padano), da zu teuer. Dann halt Bio-Emmentaler, der wesentlich preiswerter ist.

Mathematik mit der Zwölfjährigen. Die Anfänge der Algebra. Die Kunst, das unbekannte Dritte ausfindig zu machen. Das verkümmert dann meist ab dem achtzehnten Lebensjahr auf dem Weg zu den Brotarbeiten. 90%ige Schokolade und Mokka, der nächste 40-km-Fahrdienst. Wie gut, dass ein Diesel-KfZ weniger als 7 Liter auf 100 Kilometern verbraucht. Das haben hier manche auf dem Schirm.

Bradbury beendet. „Marschroniken“ wirklich beeindruckend. Ein in Skizzen geschriebener Roman, in dem sich ein Glanzstück an das nächste reiht: Auf die halluzinierte Begegnung eines Kolonisten mit einem Marsianer, die beide völlig unterschiedliche Welten, sich dabei aber gegenseitig sehen, ein hartes Südstaaten-Kapitel, wo gerade der Exode der schwarzen Bevölkerung beginnt. Die haben eigene Raketen gebaut und hauen damit jetzt von den alten weißen Männer ab. Deren Gewalt, Erpressung, Lynchjustiz nur angedeutet, aber großartig und klar auf den Punkt gebracht. Wer dergleichen liest, macht sich wenig Illusionen über Großamerika.
Mit Lutoslawskis Cellokonzert weiter Richtung Nacht: Viel Humor, offen. Der Österreicher Heinrich Schiff sehr gut, müsste nur etwas näher an eine Jazz-Phrasierung ran …
