Frank Schott, Leipzig
Wildschweine fressen keinen Bärlauch. Wenn man mit diesem Satz ein Gespräch beginnt, hat man vermutlich die Aufmerksamkeit eines jeden Gegenübers erweckt. Warum die Wildschweine den Bärlauch verschmähen, weiß ich nicht. Ich beobachte es aber jedes Jahr aufs Neue in deren Gehege in unserem Wildpark. Während der gesamte Boden erdigbraun vom Durchwühlen mit Schnauzen und Hufen ist, bilden die Bärlauchpflanzen eine einzige grüne Oase.
Doch es gibt auch Neues von den Wildschweinen zu berichten: Die jüngste Generation ist auf die Welt gekommen. Die Frischlinge trotten ihrer Mutter hinterher – und wie diese ignorieren sie den Bärlauch! Dessen Zeit nun zu Ende geht: Brennnesseln, Kräuter und Jungbäume verdrängen ihn. Im Verwelken sondert er von Tag zu Tag mehr von seinem charakteristischen Geruch ab.

Zum Joggen fahre ich momentan lieber ein Stück mit dem Rad zum Wald, als von zuhause aus zu starten. Wegen der vielen Baustellen ist der Verkehr (besser der Dauerstau) teilweise so dicht, dass man selbst als Fußgänger Schwierigkeiten hat, die Straßen zu queren.

Ich laufe eine gemütliche Runde durch den Auwald. Die kleinen Pfade abseits der breiten Wege, die aus der Stadt heraus zu den Seen im Süden Leipzigs führen. Mir begegnet mir kaum ein Mensch. Wenn, dann sind es Hundebesitzer mit ihren Tieren oder andere Jogger. Man hört den Kuckuck, den Specht, Spatzen und Meisen und noch viele andere Vogelstimmen, die ich nicht zuordnen kann. Ein Zwischenfall: Ich verschlucke eine kleine Fliege oder Mücke. Danach kratzt der Hals, bis ich mich freigehustet habe.

Ich mache einen Schlenker die Pleiße entlang. Auf dem Fluss sehe ich die ersten Kanufahrer – seit April ist die Schleuse Connewitzer Wehr wieder geöffnet. Ansonsten das pure Waldidyll. Schließlich bin ich nach gut einer Stunde und etwas mehr als 10 Kilometern wieder am Ausgangspunkt. Heute war mir nicht nach Bestzeiten zumute. Stattdessen habe ich einfach nur den Wald auf mich wirken lassen.
