Frank Schott, Leipzig
Ein Vierteljahr nach meinem ersten individuellen Halbmarathon wollte ich es noch einmal wissen. Ich habe den gleichen Startpunkt wie im Februar, laufe jedoch zum Beginn eine größere Schleife, in der Hoffnung, streckenmäßig halbwegs eine Punktlandung zu erreichen. Es ist sonnig, aber kühl – perfektes Laufwetter.

Ich merke, dass es kein Winter mehr ist. Alles ist satt grün und ein Vielfaches an Fußgängern, Radfahrern und, auf dem asphaltierten Rundweg des Cospudener Sees, Inlineskatern unterwegs. Die sich von hinten nähernden Sportler versuche ich anhand des Geräuschs einzuordnen. Das Rollen der Skateräder. Das Surren der E-Bike-Motoren. Das satte Summen der Mountainbike-Reifen. Das Klicken einer Kettenschaltung im Leerlauf. Es ist erstaunlich, was man so heraushören kann.
Im Wald komme ich an einem Mann etwa meines Alters vorbei, der am Saxophon übt. Es klingt nach Jazz-Versatzstücken. Vermutlich beschweren sich seine Nachbarn, so dass er hierher in den Forst ausweichen muss.
Nach sieben Kilometern bin ich am See. Ich laufe an zwei riesigen Gänsen vorbei, die auf einer Wiese watscheln, sehe eine Rinder- und eine Elchherde, passiere ein Gatter mit Eseln, beobachte einen Sperber oder Falken (für einen Adler definitiv zu klein) und treffe natürlich viele Hunde mit und ohne Leine.

Am Zörbigker Hafen herrscht reger Betrieb. Die Bootsbesatzungen machen klar Schiff. Ein Sportler kommt gerade mit seinem Segelboot auf dem Anhänger aus dem Winterquartier. Ich überhole grüßend meine Nachbarn, die am Ufer einen Sonntagsspaziergang machen. Ich würde gerne etwas trinken, aber alle drei Ausschänke, an denen ich am See vorbeilaufe, sind geschlossen. Also geht’s ohne Pause zurück.
Mit einem Durchschnitt von 11,6 km/h war ich laut Fitnesstracker unterwegs. 1:53:17 Minuten habe ich benötigt. Am Ende sind es sogar 21,93 km, etwas mehr als die offizielle Halbmarathon-Distanz. Vieles tut weh, Schultern und Rücken, die Oberschenkel sowieso. Aber es ist ein tolles Gefühl, es nach meiner Grippeerkrankung im Februar wieder einmal geschafft zu haben. Und – ich habe meine Laufstrecke gefunden.
