Frank Schott, Leipzig

Am Samstag sind wir nach dem Ende der langen Regenschauer zu den Schwiegereltern nach Thüringen gefahren. Abendessen als Buffet in einer beliebten Gaststätte am Rande der Kreisstadt. Drei Kamine bollern, über hundert Menschen sondern Körperwärme ab, am Gasgrill wird Lamm und Rind frisch zubereitet. Es ist drückend warm. Draußen ist es angenehm frisch, die Abendsonne leuchtet über den Rapsfeldern.

Am Sonntag laufe ich eine Runde. Nach ein paar hundert Metern bin ich an den Gärten und Wiesen und alles ist voller Nebel. Von den Feldern kreischen Vögel herüber, die ich nicht sehen kann. Gänse? Rebhühner? Im Dunst erkenne ich einen Schemen, der ein Feldhase oder eine optische Täuschung sein kann.

Die Nebelschwaden sehen aus wie die Seelen der Verstorbenen, die von der Ostersonne zur Auferstehung erweckt werden. Als ich genauer hinschaue, sehe ich, dass die Nebelseelen stadteinwärts schweben. Hin zur Kirche, deren Glocken zum Gottesdienst rufen. Was einem im Nebel für Gedanken kommen.

Ich bin zurück in der Stadt und der Nebel ist fort. Ich sehe Tauben, Spatzen, Amseln und eine Elster. Zwei Katzen kreuzen meinen Weg, keine ist schwarz. Ein alter Mann räumt die Hinterlassenschaften seines Hundes weg. Im betreuten Wohnen am Ententeich führt eine Mutter ihre Küken aus. Ostermorgen in der Kleinstadt.

