Helko Reschitzki, Moabit
Mittags 25 Grad, später gar 27. Da packe ich ohne eine Sekunde zu zögern den Rucksack und fahre zum Schlachtensee. Dortselbst viele Piepel auf den Wiesen. Obwohl die Temperatur in 24 Stunden um knapp ein Grad auf 14,84 gestiegen ist, aber nur wenige im Wasser. Der Tarzanbaum ist heute von zwei Jungs in monochromschwarzen Neoprenanzügen besetzt, kaum auzumachen zwischen den Ästen.

Mir fällt auf, dass mehr Jugendliche als in den Vorjahren rauchen, man aber nur noch selten welche mit Alkohol sieht. Anekdotische Evidenz. Ein Teenietrupp beredet, wie man auf Whatsapp & Co. am besten Schlachtensee abkürzt: „Schlachti“ wird sofort verworfen, weil das „im Gegensatz zu Kotti oder Görli blöd klingt“. Stimmt. Ein Mädchen schlägt „Schlachten“ vor. Man testet das: „Lass mal um zwei zum Schlachten fahren.“ Okay, lustig, aber auch doof. Am Ende bleiben sie beim Original. Die Blässhühner wohl mit dem Nestbau fertig. Viele Mandarinentenpaare, die Stockenten in gemischten und größeren Gruppen unterwegs. Ich schwimme meine kleine Runde.

In meinem Kopf loopt die ganze Zeit „I’m not like everybody else“ von den Kinks – das hatte ich beim Mittagessen im ORF-Gespräch zwischen Katja Gasser und Peter Handke gehört, wo dieser den Refrain vor sich hin brummelte. Ich mag ihn, kann mit seinen Texten aber wenig anfangen (Ausnahme sind „Die Überschwemmung“ von 1963 und „Das Lied vom Kindsein“ das er für den Film „Der Himmel über Berlin“ seines Freundes Wim Wenders geschrieben hat). Meine Oma hätte gesagt, dass Peter Handke „eigen“ ist – was für mich eine wertvolle Charaktereigenschaft darstellt, aber inzwischen auch im Westen regelrecht bekämpft wird. Immerzu sollen alle einer Meinung sein – das kannte ich vorher nur aus der DDR. Wir müssen schnell zur alten Gelassenheit einer liberalen Gesellschaft zurückkehren.

Da mein Smartphone an Altersschwäche eingegangen ist, gehe ich nach dem Baden in eine Fachbude. Beide Seiten bemühen sich, eine gemeinsame Sprache zu finden. Die Handywelt ist nicht die meine. Danach schmetter und schnibbel ich mir beim Tischtennis zwei Stunden lang den Kopf leer und den Körper matt. Sich bewegen, dabei Unsinn quatschen, ablachen. Perfekt. (Und komplett analog!)
