Frank Schott, Leipzig
Nun geht alles rasend schnell. Am Samstag gesellte sich lediglich das Rot der Tulpen zu unserer Spirea. Jetzt explodiert das Gelb der Narzissen. Später als manch anderswo, aber der Vorgarten ist halt sehr schattig.

Weil es auch um 16.30 Uhr noch ziemlich warm ist, kleine Laufrunde. An der Auffahrt zur B2 herrscht Stau, wie zu fast jeder Stunde, weil die Brücke mit der eigentlichen Auffahrt gesperrt ist. In Zeiten von Carolacrashs geht die Stadt kein Risiko ein. Der Verkehr wird mit Ampeln umgeleitet. Düstere Zeiten für den Geschwindigkeitsblitzer an der Auffahrt. Als Jogger bewegt man sich momentan schneller vorwärts als die Autos.
Die Wege sind sehr staubig. An der Pferderennbahn sehe ich vor mir drei Jungen, vielleicht acht, neun Jahre alt, die ebenfalls laufen. Sie haben Sportsachen, aber keine Trikots an. Also sind es wohl keine Fußballer. Ich nähere mich ihnen. Der hinterste Junge stöhnt und bittet seinen Vordermann, auf ihn zu warten. Der dritte hat bereits fünf Meter, bald zehn Meter Vorsprung und rennt kontinuierlich weiter. Ich überhole ihn auf der Rennbahnbrücke.
„Du bist ganz schön schnell“, sage ich. „Training“, schnauft er. „Welche Sportart?“ – „Kanu.“ Was sonst, denke ich mir an dieser Stelle, obwohl ich etwas überrascht bin, dass Ausdauerlauf offenbar zum Trainingsprogramm der Kanuten gehört.
Im Wald blühen die ersten Bärlauchpflanzen – genau an den Rändern der Wege, wo sie die meiste Sonne abbekommen. Einige Blätter werden bereits gelb und sondern die intensiv nach Zwiebeln und Knoblauch riechenden Düfte ab. Als ich wieder am Fluss ankomme, sehe ich die Kanus zwischen den Bäumen durchschimmern. Ob meine drei Läufer darunter sind, kann ich nicht erkennen.

Es ist immer noch warm. 40 Minuten reichen. Zuhause werfe ich einen weiteren Blick auf mein Farbwunder im Vorgarten. Dann ab unter die Dusche.
