Christoph Sanders, Thalheim

Körper wieder bei 95 Prozent; Luft kristallklar, weiter frühlingswarm. Reisevorbereitungen: Morgen mit Ostströmung Richtung Süden zum kleinen, zuwendungsbedürftigen Familienhäuschen in Frankreich, wo mich ein anderer Garten erwartet, andere Vögel (Wiedehopf und Lämmergeier). Kein Internet – aber die Kinder laden schon Filme aufs iPad. Ich packe Bücher ein. (Poth: toller Fund!) Der große Sohn bleibt hier und will fürs Abitur lernen. Er wird Kaninchen füttern und über seinen Ernährungsplan nachdenken – ich sehe, wie er immer mal wieder anfängt, Proteine zu essen oder Rote-Beete-Smoothies zu trinken. Hintergrund sind Influencer, die nicht Papa heißen … Vermutlich bekommen wir deshalb in dieser Saison pausenlos und günstig abgekochte Bio-Rote-Bete in die Supermärkte geliefert. Mir solls recht sein, ich mag diese sehr pigmentierte Rübe.

Auf dem blauen Rad den Berg hinauf, letztes Totbakterienmaterial absondern. Am Tonzug freie Sicht aufs Graffiti: IL SOLDATO CHE NON DORME PIÙ = Der Soldat, der nicht mehr schläft. Ich denke beim Abspulen der Kilometer an die gerade stattfindende Aufteilung der Ukraine, was dem Kongo-Konflikt ähnlich sein dürfte: Am Ende postierst Du wie im Mittelalter Garden an die Tore der Goldmine und auf den Höhenzügen … Die gewünschte Hühnerbrust vom Fleischer geholt. Letzter Schultag, heitere Kinder.

Früher Abend, eine verborgene Ligeti-CD taucht wieder auf, die letzte Wäsche trocknet. Mit der Jüngsten über die verschiedenen Stile ihrer Lehrer geredet. Von meinen Kindern ist sie die, die am meisten lernen und wissen will, einfach aus Neugier. Nun noch die andere Tochter von einer Party abholen. Heute war ein großer Tag für die wilden Kirschen.
