Frank Schott, Leipzig
Heute wieder eine Runde gelaufen. Fühlt sich so Long Covid an? Körper und Kondition wirken, als hätte ich Jahre lang nicht trainiert. Die Beine schleppen den Körper voran. Selbst wenn ich wollte, ich könnte nicht schneller laufen. Zumindest tut nicht mehr so viel weh. Ein Seitenstechen (Seitenstechen? Wann hatte ich jenseits der Pubertät jemals Seitenstechen?) kündigt sich an, bleibt dann aber doch aus. Wahrscheinlich zu demotiviert.
Ich bin heute einige Meter mehr gelaufen als am Sonntag. Ich wollte den Baufortschritt am Trafowerk anschauen, wo seit ca. einem Jahr gebuddelt wurde. Ah, die Baugruben sind zu, ein Teil des Weges ist noch abgesperrt, wird aber schon wiederhergerichtet. Auch sonst tut sich einiges: Der neue Großfeldplatz vom SV Schleußig hat schon seine Laufbahn, die Ballfangnetze sind hinter dem Tor angebracht. Nur an der Weitsprunggrube muss noch gearbeitet werden. Es ist viel passiert in den vergangenen fast sieben Wochen.
Trotz russischer Bärlauchzwiebeldiebesbanden ist der Waldboden ein Meer von Bärlauch. Außer an den Stellen, wo Totholz liegt, ist alles grün. Die ersten Blütenstengel ragen empor. Es riecht bereits zart zwiebelig. Am Inselteich und den benachbarten Freiflächen wurde die Erde umgegraben. Die Stadtgärtnerei bereitet offenbar die Bepflanzung vor. Auf dem Elsterflutbett paddeln Kanuten, angebrüllt von Trainern, die mit Elektroboot hinterher oder dem Elektrofahrrad nebenher fahren. An der Pferderennbahn ist für dieses Wochenende ein Flohmarkt angekündigt. Die Spielplätze sind voll tobender und jauchzender Kinder. Auf der Sachsenbrücke tummeln sich Goethes „geputzte Menschen“, das bunte Gewimmel, das sich heute so gern sonnt. Zwei Eiswagen auf beiden Seiten der Straße sorgen fürs leibliche Wohl.

Frühlingsduft, Frühlingsgetümmel, Frühlingsgrün. Ich schleppe mich nach Hause. Diesmal nicht stolz, sondern nur froh, dass ich es geschafft habe. Aber: 350 Meter mehr und eine Minute weniger als am Sonntag!
Vielleicht geht es doch voran und ich brauche nur Geduld.
