Christoph Sanders, Thalheim
Ungemütliche Nacht. Mit dumpfem Kopfschmerz und laufender Nase in den Tag. Passiert mir ja nicht so oft, darum eine Privatkatstrophe. Nach dem Thymian-Honig-Salbei-Aufguss das Koffein viel zu stark. Windig, eine Mönchsgrasmücke in der Pflaume. Fenster gekippt: da kam sie, die bekannte Strophe. Den Sohn zur Bahn auf den Weg in seine letzte Schulwoche gebracht. Unser Teenie geht nur für die Chemieklausur raus und danach wieder sofort ins Bett. Der Prunus mit den ersten Blüten.

Seit 7 Uhr schießt die Wehrbeauftragte zurück: Man solle bitte Fragebögen verschicken, für eine Grundgesetzänderung sei es nun zu spät. Es gebe einerseits keinen Zwang, andererseits aber doch. Steuergelder, die in tote Zeit verwandelt werden. Mit der Wehrpflicht hat die Öffentlichkeit jetzt einen Aufreger – aber hej, ist doch schön, wenn wir alle das Stöckchen auffangen. Absolut niemand spricht über die Kosten für ein stehendes Freiwilligenheer, während die Krankenversicherungen abschmieren und Personalmängel das Thema Nummer 1 im Gesundheitssektor sind. Sie werden viel eher eine allgemeines Dienstjahr entwerfen, weil ihnen überall die Leute fehlen. Über die damit verbundene sinnvolle Integration der legalen Migranten redet auch niemand. Angst machen ist halt viel einfacher. Manchmal komme ich mir vor, als höre ich Botschaften aus einer Traumgesellschaft.
Der erste Apriltag mit kühler Sonne und typischen Himmelsfarben zwischen leuchtblau und schiefergrau – meine Lieblingswolken. Unter Null, aber so, dass die Blüten am großen Tulpenbaum nicht abfrieren. Rosane Zierkirschen und Pflaumenarten. Die Nase läuft, ich niese. Der nächste Pai Mu Tan mit Salbei und Honig. Einkauf am Monatsersten, heute gehts los mit der Schlangenbildung. Mittags Rote Bete und Potatoes.

De Saint-Exupéry, der sich in „Pilote de guerre“ an seine letzten Schultage erinnert, das Ungewisse, das vor einem liegt, während man noch in der Wärme des Brutkastens mit Zirkel und Lineal die Gleichungen löst … Stilistisch gut, nicht allzu lang. Als die Ruder seines Aufklärers immer stärker einfrieren, eine ausgezeichnete Meditation über die Mensch-Maschine. Vorboten des space age.
Idil Biret mit Ligetis Etüden 1 & 2 für Klavier: Sehr gut aufgenommen, sehr gut gespielt, Rhythmusgefühl und Klarheit. Nicht zu viel Hall, das schöne Cover von Nicolas De Staël. COOL.
Gelungenes Salatmenu am Abend – der Nachwuchs war äußerst zufrieden, die Dame des Hauses hat Chorprobe. Nun langsam die Schlafkurve. Nicht ganz gesund, aber es wird. Regeneration.
