Helko Reschitzki, Moabit
Monatsspreu 03/2025

Mein Versuch, am 29. März am richtigen Platz und zur rechten Zeit die angekündigte Teilsonnenfinsternis zu beobachten, schlägt fehl. Ich frage am nächsten Tag ein KI-Programm was da los war – der Robot: „Es tut mir leid, aber die partielle Sonnenfinsternis fand nicht gestern statt. Es war am 29. März 2025, was in der Zukunft liegt.“ Eine Maschine, die sich dumm stellt. Back to the future.
Stoße zufällig auf ein neuköllner Unternehmen, das seit drei Jahren „Reerdigungen“ anbietet. Dabei wird der Leichnam in einen Kokon aus Metall gelegt, in dem sich bereits ein Bett aus Heu, Stroh und Luzernen befindet, dazu kommt Pflanzenkohle. Dieses Behältnis wird nun für vierzig Tage verschlossen und mit Sauerstoff versorgt. Mikroorganismen sorgen dafür, dass sich der Körper zersetzt. Zur gleichmäßigen Verteilung des entstehenden Leichenwassers wird der Kokon hin und her gewiegt. Durch die bio-chemischen Prozesse bleibt am Ende vom Toten humusartige Erde übrig. Diese kann nun bestattet werden. Das ist in Deutschland bislang nur in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg möglich, die Reerdigung selbst ist nur in SH zugelassen. Faszinierende Technik.
Die Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt teilt mit, dass sie 1,8 Millionen Glasaale in Oberhavel, Unterhavel, Spree und Dahme verteilt hat. Die jeweils ca. 0,3 Gramm schweren Jungtiere wurden in französischen Flussmündungen zum Atlantik gefangen und von dort direkt nach Berlin gebracht. Würde dazu gern mal die Verträge mit den Franzosen lesen. Gut zu wissen: „Der Fang, die vorübergehende Aufbewahrung und der Transport der Glasaale sind nachhaltig erfolgt und entsprechend zertifiziert.“
Lese in einer etwas älteren Ausgabe des Spiegel ein Interview mit Prof. Beate Kampmann, der Direktorin des Instituts für Internationale Gesundheit der Charité, die über den Ebolaausbruch in Uganda berichtet. Die Journalistin fragt auch nach dem WHO-Austritt der USA. Kampmann sagt, dass sich die Weltgesundheitsorganisation bereits auf das von dort fehlende Geld eingestellt hätte und nach zusätzlichen und alternativen Finanziers suche. Dabei würde sich auf neue Partnerschaften konzentriert, etwa mit den BRICS-Staaten. Hochinteressant! Neben den namensgebenden Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gehören seit 2024 Äthiopien, Ägypten, die Vereinigten Arabische Emirate und der Iran zum Bündnis, Saudi-Arabien wird wohl auch in naher Zukunft beitreten, weitere neun Länder sind offizielle Partner, 29 an einem Beitritt interessiert. Da verschieben sich gerade gewaltig die Machtverhältnisse.

Wenn ich mich länger im hinteren Raum meiner Bibliothek aufhalte, spüre ich den darüber liegenden Mobilfunkmast als Kribbeln im Bein bis hin zum Fast-Krampf. Von manchen Smartphones merke ich am Hals den Takt des Funksignaltakts. Was das für uns alle (auch die, die es nicht merken) auf Dauer bedeutet, wissen wir nicht. Vieles, was einstmals euphorisch begrüßt wurde und als ungefährlich galt, wird heute komplett anders bewertet – man denke an Lobotomien, radioaktive Kosmetika, Schokolade und Trinkkuren, an Contergan, Asbest, Bleifarben, DDT, Thalidomid, Fen-Phen, Mikroplastik usw.
„Hört man das erste Mal den Kuckuck rufen oder die Frösche quaken, muß man sich nackt mit dem Rücken auf die Erde legen, damit man das Jahr über keine Rückenschmerzen bekommt. Ein Messer darf nicht mit der Schneide nach oben auf dem Tisch liegen, sonst schläft man nicht gut. Das ist der Grund. Warzen heißen Leichendorne. Man entfernt sie, indem man in einen Faden so viele Knoten schlägt, wie man Warzen hat, und ihn unter dem Schweine- oder Ferkeltrog, unter der Dachtraufe oder an der Nordseite des Hauses vergräbt.“ Guntram Vesper, aus „Kriegerdenkmal ganz hinten“, Carl Hanser Verlag, 1970.
