Frank Schott, Leipzig
Es ist März. Trotz kalter Nächte mit Frost zeigt sich frisches Grün. Die ersten Frühblüher sind bereits verblüht, die Schneeglöckchen weichen den Narzissen und auch die jungen Tulpen strecken ihre Blätter der Sonne entgegen.

Vor fast genau fünf Jahren besuchte ich mit meinem Sohn die letzte Großveranstaltung für Monate – das Champions-League-Spiel von RB Leipzig gegen Tottenham. Das Leipzig gewann. Was für eine Stimmung im ausverkauften Stadion! Einzug ins Viertelfinale. Nur Stunden später lag alles still. Spaziergänge waren die neue Party, bis uns auch das untersagt worden war. Wie erklärt man das den Kindern?
Fünf Jahre später habe ich eine Tochter, die mit Depressionen kämpft und auch ein Sohn sein möchte. Und ich habe einen männlich geborenen Sohn, der sich fragt, ob er jetzt für Deutschland in den Krieg ziehen muss. Das macht ihm sogar noch mehr Sorgen als die beschlossene gigantische Neuverschuldung.
Was passiert mit uns?

Die Krähen hocken auf den Straßen wie the king of the road und picken die Essensreste. Erst wenn die Krähen weg sind, kommen die Tauben dran. Spatzen, Meisen, Spechte jubilieren und verkünden ihre Partnergesuche. Bioterror, nennt es meine Frau, wenn es morgens um vier durch das offene Fenster ins Schlafzimmer tönt. Gegen halb sechs ist dann Anzeigenschluss auf der Partnerbörse der Singvögel.
Und mein einer Sohn hat Angst vor dem Wehrdienst. Und mein anderer ritzt sich aus Angst vor dem Leben. Wann sind wir falsch abgebogen?
Und der Bärlauch wächst im Auwald, bedeckt den gesamten Waldboden. Erst die Kräuter, dann die Sträucher und zuletzt die Bäume, sagt meine Frau. Wenn jeder seine Zeit hat, bekommt jeder ausreichend Sonnenlicht.
