Helko Reschitzki, Moabit
Im Museum für asiatische Kunst großartige Tuschezeichnungen von u.a. Kano Sansetsum und Yokuyama Kakei. Haben Titel wie „Vogel auf dem Ast eines schneebedeckten Pflaumenbaums“, „Gelehrter und jugendlicher Begleiter betrachten einen Baum“ oder „Erdnüsse knabbernde Pallashörnchen“. Ebenso klasse: Das Album mit den zwölf Originalblättern zu Waka-Gedichten aus der Edo-Zeit (17. Jh.)
Neben dem eigens fürs Museum gebauten Teehaus Bōki-an schaue ich einen Film über eine japanische Teezeremonie („Der Teeweg“). Bōki heißt „die alltäglichen Angelegenheiten vergessen“. Erscheint mir in der Form zu umständlich und unterwürfig. Anderer Kulturkreis. Westler, die einen auf asiatische Gelassenheit machen, sind eh oft ziemlich unangenehm – besser weiterhin den eigenen Weg gehen, der sich irgendwo in der Mitte von diesen ständigen hierarchischen Verbeugungen und all den To-go-Cup-Gehetzten um mich herum befindet. (Trotzdem mal mit Teepinseln beschäftigen.)

Stoße auf die persische „Lichtreligion“ Manichäismus (ca. 220 n.Ch. ff.) Werde meinen iranischen Nachbarn danach fragen, der ist ein ganzheitlich arbeitender Physiotherapeut, Licht einer der wichtigen Pfeiler seiner Arbeit.
Die abgebrochenen Teile der kleinen Buddhaskulpturen im anderen Raum rührend. Beim Betrachten einer Querbalkenstützfigur in Form eines Löwen löse ich wie so oft Alarm aus. (Unsere Museen sind viel zu empfindlich!) Spreche im Aufzug mit einem älteren Wachmann, der sagt, dass er froh sei, dass die Zeit der Fahrstuhlführer vorbei ist und jetzt „die Technik“ solche Arbeit übernimmt. Er sieht alt genug aus, dass er wohl nicht mehr durch eine Minidrohne ersetzt werden wird. Wenn die demnächst an solchen Orten herumfliegen und mit Zentralrechnern verbunden sind, hab ich schnell überall Hausverbot. (Das dann aber das kleinste Problem dabei.)

Viel Volk auf den Wiesen vor dem Dom und Alten Museum, obwohl unter 10° und der Himmel graumilchig verhangen. Ein Violinist, der in Unter-den-Linden-Abgasen Schreckliches zum Muzak-Playback aus dem Ghettoblaster fidelt. Die CDs im Geigenkoffer je 10 Euro. Nehme aus dem Antiquariat bei „Walther König“ den Briefwechsel zwischen Hermann Borchardt und Grosz mit – es gibt ja durchaus Künstler, die einen mit ihren Gedanken nicht zu Tode langweilen. („Von solchen Zeugnissen amerikanischer Dekadanz wie Closetpapier sind wir hier in Minsk entfernt.“) Die hochinteressanten Architekturtheoriebücher zum Glück allesamt viel zu teuer. (Da jetzt bloß nicht mit anfangen!)
In den zwei, drei Tagen nach unserer Müllsammelaktion immer noch nette Rückmeldungen. Staune, wer das alles wahrnimmt: So schickte z.B. eine mir ubekannte Bezirksabgeordnete eine sehr sympathische Nachricht. Nun kann ich über deren Partei auch mal etwas Positives sagen – es geht doch nichts über den persönlichen Kontakt!!! Der Mann vom Grünflächenamt ooch zufrieden.
Zum Mittag Schmorkohl – im Winter gibts meist Winteressen. Klar.
