Helko Reschitzki, Moabit

Sonntag, 10 Uhr, Treff auf der moabiter Rodelbahn zur Müllsammelaktion im Fritz-Schloss-Park. Nachdem wir zu Beginn 35 Leute sind, die zu Müllsack, Zange, Besen, Eimerchen und Handschuhen greifen, werde es am Ende um die 70 gewesen sein. Anwohner, die über verschiedene Kanäle davon erfahren haben – erstaunlich viele wurden durch Plakate darauf aufmerksam, hat sich das Aufhängen also gelohnt. Die Stimmung prächtig, alle Altersstufen vertreten. Die Sonne scheint. Nach ner kurzen Einführung legen wir in kleinen Grüppchen los. Ich sammel am Scheitel des Bergs und weise die ein, die nach und nach dazukommen, sogar ein Joggerpaar macht spontan mit.
Viele wundern sich, dass wir kein Verein sind und das vollkommen ohne Fördergeld organisiert haben – scheint wohl inzwischen ne Seltenheit zu sein. (Alles, was man in den letzten Jahren unter „Maßnahmen gegen den Klimawandel“ labeln konnte, hatte sehr gute Chance auf staatliche Kohle, so etwas verführt dann, ist ja klar.) Wobei es heute durchaus eine Kooperation gab: die Berliner Stadtreinigung stellte Geräte, Handschuhe Westen und Mülläcke und holt diese auch wieder von den vereinbarten Plätzen ab (alles unkompliziert organisiert – nennt sich Kehrenbürger).

Obwohl das Ganze nur auf zwei Stunden angelegt war, sind einige fast doppelt so lange da. Da der Wunsch nach weiteren solcher Aktionen besteht, wird sich nun vernetzt. Der Gemeinschaftssinn lebt also – so wie er immer lebte: Von den Nebenplätzen des Poststadions hörte man die sonntagsüblichen Geräusche. Ohne die hierzulande über 2 Millionen echten Ehrenamtler im Fußball könnte kein einziges Kinder-, Jugend- oder Amateurspiel angepfiffen werden – und das zieht sich in nahezu alle Bereiche unserer Gesellschaft. Darauf lässt sich doch weiterhin aufbauen. Wir sollten uns nicht gegeneinander aufhetzen lassen.
Ins Leben gerufen wurde das alles vor drei Jahren von einem Moabiter, der dort mit seiner Frau und vier Kindern um die Ecke wohnt und vom Müll genervt war. Der hat dann einfach mal losgelegt. Ich lernte ihn im vergangenen Jahr beim Bäumepflanzen kennen und traf ihn bei einem Ökogruppenvernetzungstreffen wieder, wo wir viele Dinge besprachen, die anscheinend eher ökotruppuntypisch sind. Seitdem sehen wir uns öfter und machen dann etwas zusammen.
