Christoph Sanders, Thalheim
Der erste Zitornenfalter des Jahres! Grünlich, also ein Weibchen. Wir sind Mitte März im biologischen Plan. Am Vormittag auf dem Rad ins Kreisstädtchen zur neuen, inzwischen einzigen, Bibliothek – ich will mir Dieter Bänschs „Bobruisk“ bestellen. Vor Ort teilt man mir etwas betreten mit, dass man nun keine Fernleihe mehr anbietet. Vor fünf Jahren gabs in Limburg eine städtische und die Dom-Bibliothek, die neue befindet sich in einem ehemaligen Geschäftshaus und ist das Konglomerat aus den Trümmern der beiden. Früher gab es noch eine dritte im alten Hildegardis-Krankenhaus – das war die Zeit vor den Fernsehern auf den Zimmern.

Schwere Beine und Müdigkeit, trotz absolut strahlender Sonne und angenehmster Temperatur. Muss irgendwas im System sein, denn unser Teenie klagte gestern auch über diese unbegründete Form von Muskelkater. Nenn es Covid, nenn es sonstwie – wir werden es nie erfahren. Gesundheit ist neben Bildung das zweite große Privatvergnügen des Landes.
Mahlers Neunte mit Solti sehr kraftvoll und energisch interpretiert – trockener Klang. Ganz andere Welt als die Erste, aber auch hier dieser für mich unangenehme Hang Gefühlswelten und Heiterkeit fast parodistisch auszustellen. Aber dolle Fimmusik, finde ich. Bleibt natürlich im Repertoire – das ist ein Ansatz für sich.
Will mich wieder fitter fühlen, also früh zu Bett. Mit der Winkler-Ausgabe von Stifters „Bunte Steine“ – eine wunderbare Sprache, die mich sogleich in eine andere, vor-bernhardsche Welt transportiert.
