Christoph Sanders, Thalheim
Vereister, strahlender Morgen, die Sonne kriecht schräg ins Holz. Der Zaunkönig unterwegs auf Zaunlatten und lässt mich zusehen - ich darf gerade noch die Teetasse zum Mund führen. Bald wird sein lautes Zwitschern die Amseln übertönen. Die Strahlen erreichen den Rennradsattel und befreien ihn vom Reif. Als Mitglied des Teams Pausenbrote seh ich dem Sohn nach, wie er mit dem roten Rucksack zum Bus läuft. Im Dorf hat im letzten Winter ein Wolfsrudel ein paar Strauße gerissen, danach wurden überall Zäune verstärkt (den Rest dürfte jagdliche Selbstjustiz erledigt haben).

Habe mich bei 15 Grad auf den Dornenwuchs gestürzt – mit ganz heißen Ohren, irgendwie muss der Kreislauf ja die Temperaturstufe verwursteln. Danach eine sogenannte Essensverabredung „beim Italiener“ in Limburg. Was ich zuhause hinbekomme, ist um Längen besser. Aber es zählt das Setting und die Sozialtheatralik, da bin ich ganz bei Stucki, dessen „Auch Deutsche unter den Opfern“ ich gerade lese. Ein großartiger Reporter des Zeitgenössichen. Wie schnell die Namen verfallen, die Hits and Misses. Oft kann ich mich gerade so entsinnen. Aber eines bleibt: Zidanes Abschied.
Trotz Pollen und der latenten Angst vor einem Neo-Coronainfekt nach dem Restuarantbesuch ein wunderbarer Vorfrühlingsabend. Passend dazu eine Schönberg-Fantasie in der Kooperation von Gould und Menuhin – das ist eine seltene Perle.
