Helko Reschitzki, Moabit
Beginne den Tag wie seit vielen Jahren mit einem kleinen Dampfbad: Minze, Eukalyptus, Teebaum; die Öle vermischen sich im Wasser und machen den Kopf frei – nicht nur die berüchtigt-berühmten oberen Atemwege, sondern auch die ungleich bekanntere Seele. Inhalieren, innehalten.
Dazu füllen Choräle Hildegard von Bingens das Zimmer – „Sponsa Regis“, eine wundervolle Einspielung des italienischen Ensembles La Reverdie für Arcana aus dem Jahr 2003. Dass die weithin als sogenannte Kräuterfrau bekannte Äbtissin liturgische Lieder schrieb, scheint kaum jemand zu wissen, wahrscheinlich verkauft man unter ihrem Label mehr Gewürze als CDs oder Streams – solang es beides gibt, soll es mir recht sein.
Danach Frühstück, eine spontane Müslimischung mit Kuhjoghurt und einem Apfel, der erste Teeaufguss: Moringa, Wermutkraut, Chun Mee und Ingwer. Etymologisch betrachtet, trinke ich da „Baum des Lebens“, „Mensch mit mutiger Gesinnung“, „Schöne Augenbraue“ und „Wurzelhorn“. Prosit.

