Christoph Sanders, Thalheim
Ein ganz normaler Wochenbeginn. Tochter mit Magen-Darmgrippe aus Dachau zurück: leergekotzt. Sohn mit Halskratzen - drei Viertel der Schule hat schon am Freitag vor sich hingeschnieft. Meine Frau weiterhin gesund, sie kommt mit dem Schulvolk kaum in Berührung. Ich selbst glaube nach wie vor fest an die heilsame Wirkung von Sauerstoff und Bewegung und werde gleich aufs Rad steigen. Aber vorher koche ich Heiltees für Magen/Darm/Hals/Nase/Ohr - Salbei und Thymian haben den Winter großartig überstanden. Ein Bussard stößt gegen 7 seinen Revierruf aus.

Bin gespannt, was jetzt für ein Politpokern abläuft. Immerhin ist es gelungen, die Zahl der Sitze zu verringern. Das ist ein Erfolg. Und sehen wir den Tatsachen ins Auge: „Der Wähler“ interessiert sich viel mehr für den Benzinpreis. Man muss mal den Ansturm an einer holländischen Grenztankstelle erlebt haben, vermutlich gibt es in Polen Vergleichbares. Das sind die strategischen Interessen der Mehrheit. Das Einkaufsdorf Maasmechelen Village, das auf ein paar hundert Metern die heile, überschaubare Welt eines synthetischen Flanderns mit ein paar historisierenden Elementen als potemkinsche Kulisse für verbilligte Klamotten, Schuhe und Nonfood-Markenartikel hinstellt, ist der Renner. Weil das Autobahnnetz so gut ist, strömen die Kunden aus einem 100-km-Radius an. So wird im Westen der erfolgreiche Samstag begangen. Gratifikation im Alltag – das ist es, was die meisten umtreibt. Wir haben diese Kompensationstechnik eine Generation lang eingeübt.

Der Tag zog sich grau und grauer zu, sanfter Regen bei Plusgraden. Schneeglöckchen verstreut und in Blüte. Auf dem Rad die Müdigkeit spürbar. Unterwegs an meiner alten Kaserne vorbei, an den beiden Flughäfen, von denen teilweise hundert Starts pro Tag liefen, an den geheimen Raketenstellungen im Wald. Auch der kalte Krieg ist eine erprobte Methode. Der Teenie kotzkrank im Bett, kann so gut wie nichts außer Wasser und ein paar Mineralien zu sich nehmen. Hoffentlich ist die Sache bis morgen durch. Gerade helfen Tabletten.
Toni Morrisons Sprache sehr dicht und interessant – das ist schwer zu treffen in der Übersetzung. Dieses verwobene Übergleiten von Handlung, Denken, Erinnern und Dialog hat etwas von Nabokov. Leute, die NYC-Rap kennen, haben auch den Sound drauf.
