Lore Morr, Parchim

Heute war ich anderthalb Stunden draußen! Das ist wirklich viel für meine Verhältnisse. Bei Schnee und herrlichem Sonnenschein ging ich eine Runde durch die Stadt, zumindest den Teil in der Nähe. Zum Eldearm hinter der Kulturmühle, dann bei Tischler Grohmann vorbei. Das Holz hinter der Turnhalle gehört nicht der Schule, sondern dem Privatmann, der da seit drei Jahren sein Haus baut. In der Blutstraße habe ich bei Ahnsorge Totenblumen gekauft, es ist schon wieder eine Bekannte gestorben. Immerzu stirbt jemand. Dann bin ich vom Rathaus zum Platz der Arbeit gegangen, der ja jetzt Moltkeplatz heißt, ich sag aber immer noch die alten Namen. An der Sparkasse habe ich einen Geburtstagsbrief eingesteckt. Das ist der einzige Briefkasten, den sie uns hier gelassen haben, alle anderen sind weg. Das Heidekraut entdeckte ich in der Cordesiusstraße, gleich um die Ecke. Wunderschön! Es war auch nicht mehr so glatt wie gestern, sondern alles gefegt und gestreut. Vom Westwind war die Luft ganz mild, die Kälte aus Sibirien ist nun wieder weg. Gott sei Dank! Es war trotzdem sehr kühl. Weil an den Rollatorgriffen die Finger so schnell kalt werden, hab ich zwei paar Handschuhe übereinander gezogen. Aber ich frier dann immer noch, vielleicht ist das in meinem Alter auch normal. Man darf nicht vergessen, dass ich fast 80 bin!

