Helko Reschitzki, Moabit

Unter einem Wolkenhimmel mit gelegentlichen Sonnenstrahllücken taut langsam die nunmehr graue Schneedecke. Ab und an fallen ein paar Flocken, die es kaum zur Erde schaffen.
Neben der Tadschikischen Botschaft unterhalten sich zwei Männer, denen man auf den ersten Blick ansieht, dass ihr bisheriger Weg durch das Leben nicht der einfachste war: „Schnee ist besser als Regen, den kannste wenigstens abschütteln.“ „Darf nur kein Wind dazukommen, dann wirds unangenehm.“ „Jenau. Wind ist immer scheiße.“
Vor dem Paulaner im Spreebogen picken ungefähr ein und ein halbes Dutzend magere Spatzen hingestreute Körner auf, eine dicke Taube kommt hinzu. Alles bleibt ruhig, kein Getschiepe, Gegurre, Geflatter und Gehacke – es ist genug für alle da.
Auf dem Radfahrübungshügel im Kleinen Tiergarten ein paar Kinder, die rotwangig rodeln, daneben Erwachsene mit Thermoskannen. Prima Stimmung. An den Trinkerbänken dreißig Meter weiter sieht es ebenso entspannt aus, da sind also gerade ausreichend Alkohol, Tabak oder andere Drogen vorhanden.
Ich kaufe in meinem Biomarkt frischen Meerrettich, Radicchio und Brot. Auf dem Heimweg höre ich, wie sich zwei Jugendliche über den Unterschied zwischen „Happiness“ und „Joy“ unterhalten. Ja, da gibt es einen.
Eine kalendarisch und örtlich sehr begrenzte Tätigkeit: Splittstreu aus den Schuhsohlen pulen.
Samstagvormittag, Moabit, 52° 32′ 0″ N, 13° 20′ 0″ O.

