Helko Reschitzki, Moabit

Bei Sonnenschein und Temperaturen um die Null ein Mittagsausflug zur Zitadelle Spandau. Der Wassergraben teilweise noch zugefroren, doch gleich daneben schickt der Frühling bereits die ersten Boten Richtung Zugbrücke. Die Festung angenehm menschenleer, ich kam lediglich mit dem Kassenwart, den dösenden Aufsichtsmännern und dem Verkäufer im Museumsladen in Kontakt. Von Letzterem erwarb ich drei Hefte zur Ortshistorie – eines über die Löwenapotheke, das zweite über Dr. Ernst Ludwig Heim, Armenarzt und Leibmedicus von Preußenkönigin Luise, das dritte erzählt die Braugeschichte der 1920 eingemeindeten Stadt. „Alexandraplatz“, Alex Mülles Ausstellung im Zentrum für Aktuelle Kunst in der Alten Kaserne, mit guten Arbeiten – mir gefielen besonders die mit DDR-Briefmarken beklebte Jacke, Teil ihrer persönlichen Geschichte mit dem aus der DDR in die BRD geflohenen Vater, die poetisch bemalten Besteckteile und die Tagesabstrichlisten auf Wohnungsgardinen. Denkstoff.

Beim anschließenden Gang um die Zitadelle beobachtete ich zwei Schwäne beim Gründeln, sehr viele Stockentenpaare und dann im Spandauer See ein Dutzend Kanadagänse (handgezählt), die sich, mir oder sonstwem etwas zuriefen. Das Stück Die Tafel Schweizer Vollmichschokolade auf einer der Bänke vor dem Gelände des „Angelsportvereins Union 1949“ rundete diese kleine Reise in den westlichen Außenbezirk perfekt ab. At home he feels like a tourist.


