Christoph Sanders, Thalheim
Die Metzger haben hier ihre lokalen Höfe, von denen sie das Fleisch beziehen, unser hat drei Zulieferer. Wild bietet nur derjenige an, der es selber schießt, es gibt da ein paar Verkaufsstellen in der Gegend und im Weiltal eine Entenzucht, bei der man direkt kaufen kann; dort werden auch Würste hergestellt, inklusive Blutwurst.
Der Rückgang, wie er bei den Bäckern längst eingetreten ist, wird einstweilen noch aufgeschoben – in Diez halten zwei Metzger die Stellung, in der erheblich größeren, angestelltendurchzogenen Stadt Limburg noch einer, dieser mit zwei Filialen. Das ist also auch vom Einzugsgebiet und der jeweiligen Struktur abhängig. Nebenan im Städtchen Frickhofen geht das frische Fleisch über die Theke bei Rewe und stammt aus Großschlachthöfen. Dazu die 24-Stunden-Wurst-Automaten. Bio ist Mangelware und bekommt man allenfalls beim Direktvermarkter auf dem Hof.
Zu beachten ist die geographische Eigenheit – man kauft nicht unbedingt im anderen Tal oder Nachbardorf! Das sind schon ziemlich besondere Gewohnheiten, diese aber in meinem Radius recht homogen, sprich, im alten Kreis Montabaur ganz ähnlich. Ich könnte morgen z.B. mal in Ransbach-Baumbach ein bestens mit einheimischer Wurst belegtes Brötchen probieren.
Auf meinen Runden schaue ich immer sorgenvoll, ob diese Marken der Alltagszivilisation noch vorhanden sind.

Heute 120 km Fahrt im flotten Trainingstempo, bei der sich alle Wolken vor mir verzogen und durchfrostete, sonnenbeschienene Höhenzüge offenbarten. So ein schönes Land!
Amseln sprinten von Baum zu Baum, die Meisen wissen, wo ihre Knödel hängen. Am Morgen habe ich Goldammern gesichtet – sie kommen näher. Der ganz und gar rosige Abenddunst lässt auf eine bitterkalte Nacht schließen. Ein voller, geglückter Tag – soviel Sonne ist ein Fest für sich. Das Jahr wird gut, jedenfalls für den alten Radfahrer.
