Helko Reschitzki, Moabit
Kantstraße Nr. 108 in Charlottenburg, das Erdgeschoss eine riesige Baustelle. Im Nachbarhaus die eher seismographisch spür- als sichtbare Oberflächenspannung der Parfums im Schaufenster der Manufaktur „Harry Lehmann“.
Die kleine Firma, 1926 vom Namensgeber gegründet, residiert nach einigen Standortwechseln quer durch die Stadt seit 1958 hier. Hat alle Kriegs- und Krisenzeiten überstanden, zuletzt 2022 den Tod des Sohnes und Nachfolgers Lutz, der fast ihr Ende bedeutet hätte. (Als die Nachricht vom Tod Lutz Lehmanns die traurige Runde machte, legten nicht wenige Freunde und Freundinnen des Hauses ihm zu Ehren ein Tröpfchen ihres lehmannschen Lieblingsduftes auf – that’s the spirit!)
Nach einer anderthalbjährigen Pause wagten im vergangenen Jahr zwei neue Betreiber den behutsamen Wiederbeginn, so dass im Keller in guter Tradition weiterhin Düfte gemischt, abgefüllt und dann oben im Laden nach Gewicht verkauft werden. Schön ist, dass es neben dem Probiertropfer auch immer noch die Apothekerflaschen aus den Dreißiger Jahren gibt – seit Jahrzehnten Blickfang und Augenweide der Auslage. Der Kampf gegen die ästhetischen Zumutungen wird nicht nur an der olfaktorischen Front geführt!

Die Themen Kunstblumen, die in einem anderen Teil des Ladens verkauft werden, natürliche versus synthetische Düfte oder Rohstoffmärkte wären eine weitere Betrachtung wert.
