Christoph Sanders, Thalheim

Am Freitag 14 mollige Grad bei graulichtem Himmel. Die Amseln in der Eberesche zwischen den dünner werdenden und zunehmend gelb gefiederten Blättern emsig beschäftigt. Unter der Überzahl der schwarzen Schatten der Drosseln auch eine Tureltaube dabei. Letzte Wiesenmähung auf den Feldern – als ich vorgestern im Dunkeln hier ankam, konnte ich es bereits riechen. Auch ich mähe unsere 800 m² Rasen. Man merkt, dass es seit Wochen kaum geregnet hat. Bin über den Uslar-Blog auf den Innenarchtiekten Oskar Melzer gestoßen – cleverer Bursche, einer der Könige des „als ob“. Benennt seine Restaurants nach alten jüdischen Gangstern. Erinnert mich an die Gestalten rund um den Hackeschen Markt und Rosenthaler Platz in Döblins „Berlin Alexanderplatz“. Heute siehts dort aus, als wäre das Areal eine Dependance von Disney. Zurück an den Laptop – weiter in der Aufarbeitung meiner Hamburg-Berlin-Episode. Lang ists her …

Der Samstag ein weiterer unfassbar ruhiger Herbsttag. Die Wolken blieben über Nacht. Goldlicht durch hellgelbe Tulpenbaumblätter. Putz- und Flickstunde. Anschließend drei Stunden Gartenarbeit mit Frau, Sohn, Benzinmäher, Motorsense, Laubsäcken. Der Winter kann kommen. Danach Bolognese, hausgemacht. Montag beginnt wieder die Schule. Bis Weihnachten den 6-Uhr-Rhythmus zu halten, wird für einige in der Familie nicht leicht werden. Einen Staubsaugerbeutel nachgesteckt – erstaunlich, was sich seit den Papiertüten getan hat!

Ein Sonntag, der kalt und grau vor sich hin dümpelt. Habe Beine wie aus Gummi und leichtes Halskratzen – unschön, aber erträglich. Wir kämpfen gerade um das Leben des weißen Hasen. Er sitzt apathisch da, hat Durchfall. Als mein kleines Kind nach Hause kommt und ihn so sieht, weint es. Ich tröste. Bald wird sie 13 – wenn der Hase stirbt, wäre das ein Teil vom Ende ihrer Kindheit. Die Finalität des Daseins wird greifbar. Uns müsste wieder ins Bewusstsein rücken, dass das Wichtige im Leben analog ist. Der Mensch neben uns, Tiere und Pflanzen. Das Pellen der Kartoffel mit einem scharfen Messer, das Zusammenbauen einer Schaltung, eines Wasseranschlusses. Die Verrichtungen, die das Leben am Laufen halten, der normale Alltag. Wir sollten uns nicht treiben und entmündigten lassen, unsere Arbeit und Kenntnisse nicht komplett digitalen Maschinen überlassen. Das Leben genießen, den Kontakt mit anderen. Wir hoffen, dass es der Hase mit Kamillentee und einer Wärmflasche über die Nacht schafft.

Die Monstrositäten, die sich in den freigeklagten Dokumenten „AG Impfpflicht“ offenbaren, sind sehr unschön für SPD, Grüne und FDP. Die Repressionstechnik macht offensichtlich vor keiner Partei halt – ungeheuerlich, zumal ja bekannt war, dass die Covid-Impfung wenn, dann nur begrenzt und befristet vor schweren Verläufen bewahrt. Durch die Geschwindigkeit der Mutationen könnte man sogar von einer Unwirksamkeit sprechen. Alles gruselig und maximal eklig. Es ging ja nicht um eine Pestepidemie, gegen die eine Spritze die letzte Hoffnung gewesen wäre. Wenn eine Krankheit tatsächlich so letal ist, brauchst du keine Aufforderung zur Impfung – Du wirst Dich an jeden Strohhalm klammern, der Dein Leben retten könnte. Ganz klar, dass die Verantwortlichen da jetzt keinen Staub aufwirbeln wollen.

Was gibt es Schöneres als Kuchen mit Äpfeln aus dem eigenen Garten. Er wird zur Hauptmahlzeit an diesem letzten Ferientag. Unser Sohn ist immer noch beeindruckt von der Schönheit Szegeds und der bizarren Sprache der Ungarn. Kaum jemand versteht dort Englisch – die Medizinvorlesungen für seine Freundin finden auf Deutsch statt. Ein Freund ruft vom Winterfeldplatz an, braucht Hilfe beim Kauf einens Rennrads. Er sendet die Bilder – ich berate gern.

Bei Anbruch der Dunkelheit Befeuerung des Kaminofens. Der schöne Ausklang des Tages lässt auch die Wäsche schneller trocknen. Dazu noch ein paar warme Kartoffeln mit Salat und Schinken. Und auch der Hase hat sich geregt und ein wenig gegessen. Wir haben seine Wärmflasche neu befüllt und wünschen ihm nun eine gute Nacht.
