Frank Schott, Leipzig
Ich überlege, mir ein T-Shirt produzieren zu lassen mit der Aufschrift „Ich habe den Jahrhundertsommer 2025 überlebt!“ Wenn jeder Klimahysteriker und jeder unkritisch nachplappernde Journalist für seine Fehlprognose in diesem Jahr nachträglich 1.000 Euro Bußgeld zahlen müsste, käme locker ein Millionensümmchen zusammen.

Nach dem spontanen Halbmarathon vom vergangenen Sonntag war bei mir die Luft etwas raus. Obwohl die Beine schwer waren, habe ich es diese Woche trotzdem dreimal geschafft, die 8,5-Kilometer-Strecke zu absolvieren – am Mittwoch, Freitag und Sonntag. Von Bestzeiten war ich weit entfernt – immerhin beendete ich jede der Laufrunden gut eine Minute schneller als die vorherige.

Wetter ist nicht Klima – und das Wetter ist zur Zeit durchwachsen. Der Herbst ist da. Weil es bereits empfindlich kalt ist, musste ich zwei morgendliche Einheiten in Thermosportwäsche absolvieren. Das wechselhafte Wetter zeigt sich auch an der Strecke. Die Pfützen von den vorherigen Schauern waren noch nicht verschwunden, als der Dauerregenschwall vom Donnerstag hinzukam. Jetzt sind dort kleine Seen, auch am Sonntag noch. Ich muss Bögen laufen oder auf die asphaltierten Wege ausweichen, die ich nur ungern nutze.

Am Freitag sehe ich auf der Brücke an der Pferderennbahn eine Rentnergruppe mit Trainerin. Die Frauen und Männer, viele mit Nordic-Walking-Stöcken, machen nach Anleitung Dehnübungen. Junge Menschen gehen schmunzelnd daran vorbei. Ja, wartet nur ab – Euch holt das Alter auch noch ein, denke ich mir. Ich glaube, dass mein tägliches Programm ein guter Anfang ist, um später nicht von der Krankenkasse zu solch sportlichem Exhibitionismus gezwungen zu werden.

Selbst dort, wo keine Pfützen mehr sind, ist der Waldboden feucht. Wenn der Fuß auf der weichen Erde landet, spritzt Dreck hoch. Die Schuhe hinterlassen bei jedem Laufschritt schmatzende Geräusche – so, als würde der Boden versuchen, mich festzusaugen.

Ein Vorteil des Wetters: Es wagen sich noch weniger Läufer als sonst auf die Waldpfade. Nur die Hundebesitzer kommen nicht umhin, die Nebenstrecken zu nutzen. Für mich sieht es immer so aus, als würden die Vierbeiner mit ihren schnüffelnden Nasen Zeitung lesen:
„Müllers Dackel hat Magenprobleme.“
„Bertha ist läufig.“
„Es hat noch niemand den Jackpot geknackt und das nervige Eichhörnchen erwischt.“

Am Sonntag sind es um halb neun bereits angenehme 14 Grad und es wird rasch wärmer. Das tiefstehende Licht lässt die Blätter, die sich allmählich verfärben, leuchten. Ich beende meine Laufrunde beim Bäcker. Doch aus dem gemeinsamen Frühstück in Familie wird nichts – für die nachtaktive Jugend ist 10 Uhr natürlich viel zu früh, um aufzustehen und sich mit uns Eltern an den Tisch zu setzen.

Beim Ausziehen erwartet mich noch eine Überraschung: Drei Kletten haben sich an meine Socke geklammert. Ich habe keine Ahnung, wann und wo ich sie aufgegabelt habe. Wenn man pfützenbedingt von der Mitte an die Ränder der Wege ausweichen muss, schnappt man wohl so einiges auf.
