René Schwettge, Lehnitz
Wenn die Maiglöckchen erröten …

… ist meist Altsommer. Vielleicht tun sie dies, weils einfach gut aussieht oder wegen Schneeweisschen & Rosenrot oder wegen Union. Ich weiss es nicht, aber es gefällt mir. Es könnte auch sein, dass sie in diesem tiefer gelegten Vorabendlicht, einen besonderen Blick auf die schwer beladenen Bäume haben, einige biegen sich unter der Last ihrer Früchte. Manche brechen gar. Die Eichen werfen schon einige Wochen beim kleinsten Windhauch nach mir. Unter Kastanien mit ihren morgenstern-seeminenartigen Anhängseln bin ich vorsichtig. Die 2. oder 3. Pilzwelle drängt aus den Tiefen und so auch die Sammler in den Wald. Der Apfelbaum, den meine Mutter, als letzte Pflanzhandlung auf diesem Planeten ausgeführt hat, musste ich schon zwiefach stützen. Dicke Kreuzspinnenkörper stehen zwischen den Baumstangen, im Sonnenlicht sieht man die fantastischen Netze. Das allgegenwärtige Grün läuft im schrägen Abendlicht nochmal zu Hochform auf. Möglicherweise ist September der Wonnemonatmaikonkurrent. Also im Angesicht so praller Fülle, die ja ein kleines Ende ist … kann man schonmal erröten, auch wenn man einfach nur der Freude wegen glüht, die son oller Endsommer bringt und dabei melancholisch klingt.
