Frank Schott, Leipzig
An der Baugrube neben der St. Trinitatis Kirche wachsen diesseits und jenseits des Bauzauns jede Menge Pflanzen. Da wird’s Zeit, diese endlich mal für den Moment festzuhalten und zu bestimmen. Ich vermute, dass es sich bei allen um Wildwuchs handelt – Samen, die durch den Wind oder Vögel übertragen wurden.

Die App gezückt, das Internet aktiviert und los geht’s: Alles auf gelb! Wir beginnen mit Loesels Rauke, einer echten Pionierpflanze – laut Wikipedia siedelt sie „oft gesellig in lückrigen Unkrautfluren, an Schutt- und Müllplätzen“ – besser hätte ich die Gegend auch nicht beschreiben können.

Die nächste Pflanze in Gelb ist das Schmalblättrige Geiskraut. Das ist offenbar ein echtes Problemkind: Invasiv und resistent gegen Schädlinge, Krankheiten und Herbizide, zudem giftig für Weidetiere wie Rinder und Pferde. Selbst Bienen droht Gefahr, weil die Pollen ein ganzes Volk umbringen könnten.

Es folgt eine gute alte Bekannte – einmal in gelb und einmal in weiß: In weiß die echte Kamille, eine Heil- und Arzneipflanze und in gelb die Färber-Hundskamille, die, wie der Name verrät, einstmals verwendet wurde, um Wolle, Baumwolle oder Leinen zu färben.

Auf gelb folgt bekanntlich … pink: Die erste pinke Blüte war die der Diestel oder genauer, die der Weg-Diestel. Bei Wanderern, die sich durchs Gebüsch schlagen wollen, ist sie wegen der Dornen eher unbeliebt. Auch diese Pflanze mag die Unkrautfluren, Wegränder und Schutthaufen und hat es zugleich am liebsten warm und hell. Das nur als Tipp, falls jemand sie züchten möchte.

Mit ähnlich purpurfarbener Blüte kommt die Kartäusernelke daher. Viele Schmetterlingsarten nutzen den Pflanzennektar, die Raupen der Nelkeneule (ein Schmetterling und kein Vogel) bevorzugen die Blätter. Unsere Nelke mag es sonnig und trocken und wächst am liebsten auf kalkhaltigen oder sandigen Boden.

Die Orgie in Pink wird von der Schwarznessel vervollständigt, einer kleinwüchsigeren Verwandten der Brenn-, Taub- und Goldnessel. Auch sie ist ein Vagabund, der sich gerne in Unkrautgesellschaften und, man ahnt es, an Wegesrändern und Schuttplätzen ansiedelt. In der Volksheilkunde wird dem Kraut eine beruhigende Wirkung bei Hustenkrampf, Nervosität, Magenbeschwerden oder Schlaflosigkeit zugeschrieben.

Dann überrascht mich eine Pflanze, die ich in den Gemüseauslagen der Supermärkte noch nie in der Blüte gesehen habe. Außer Bauern und Gärtnern kennen und schätzen vermutlich die meisten nur die Blätter – es ist die Petersilie. Für mich neu: der Samen selbst ist giftig und wurde im Mittelalter zur Abtreibung genutzt.

Ein spannender Exkurs, bei dem ich wieder einiges gelernt habe. Einziger Wermutstropfen: Ich konnte längst nicht alle Blühpflanzen erfassen – hinter den Bauzäunen lockten in den unterschiedlichsten Farben noch so viele mehr. Leider unzugänglich für Spaziergänger wie mich …





















































































































































